Wednesday, September 15, 2010




ZWEI VERMÖGENSINVENTARE VON MISKOLC AUS DEM JAHRE 1762 

Die wichtigste Gegenwartsaufgabe der ungarischen Heimatforschung dürfte wohl die Datenmittlung und ihre Veröffentlichung sein. Bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung der in Archiven und Museen aufbewahrten Sammlungen werden noch unzählig viele wertvolle Angaben ans Licht kommen, die sich auf die Gesamtheit der ungarischen Volkskultur beziehen. Verfasser macht in seiner Abhandlung zwei Vermögensinventare aus den fünfziger Jahren des 18. Jahrhunderts bekannt, die in der Heimatkunde-Abteilung des Museums von Miskolc aufbewahrt werden. Die Studie möchte mit Hilfe dieser Inventare die gegenständliche Kultur bekanntmachen, inmitten der die Handwerkermeister des 18. Jahrhunderts lebten. 
Das erste Inventar erfaßt die Hinterlassenschaft des Miskolcer Kürschnermeisters Márton Pepik; der Meister war nicht in Miskolc geboren worden, wahrscheinlich war er ein Slowake, der in die Stadt eingewandert war und sich hier niedergelassen hatte. 1739 wurde er in die Kürschnerzunft aufgenommen, wo er 1755 Jungmeister wurde. Die Werkstätte Márton Pepiks übernahm 1762 — noch vor dem Tod des Meisters sein Sohn. 
Über den Barbiermeister István Kassay, dessen Inventar wir hier besprechen, ist uns noch*viel weniger bekannt. 1759 scheint sein Name zum ersten Mal in der städtischen Steuerlist auf, und seine Barbierwerkstatt dürfte — wie es nach seinen mittelmäßig hohen Steuern denkbar ist — ihm und seiner Familie ein mittelmäßiges Einkommen und dem entsprechende Lebenshaltung gesichert haben. Nach seinem Tod zerfiel seine Familie, für seine Kinder sorgten die Verwandten. 
Die beiden Inventare sind für zwei verschiedene Miskolcer Haus-Typen im 18. Jahrhundert charakteristisch. Márton Pepiks Haus bestand aus zwei Gebäuden: in dem einen waren Zimmer und Küche (ungarisch: ház und pitvar), im-anderen Sommerküche und Kammer (ungarisch: oldalház und komora). Das Haus war auch unterkellert, im Kellergeschoß lagerte der Kürschnermeister das zum Handwerk nötige Rohmaterial und die Fertigware. So dürften die traditionsmäßigen Bürgerhäuser in Miskolc eingeteilt gewesen sein. Das Haus des István Kassay scheint für jene Zeit nicht typisch gewesen zu sein. Es umfaßte die Barbierwerkstatt, zwei Zimmer und eine Küche. Dem Anschein nach hatte es auch eine Kammer gegeben. Beide Meister besaßen auch Weingärten, Márton Pepik hatte sogar zwei Weinkeller, István Kassay einen. 
Beide Inventare zählen eingehend auch die Kleidungsstücke und das Küchengerät der beiden Familien auf und enthalten sogar das Verzeichnis der Bücher, die die beiden Handwerkermeister besaßen. Sándor Bodo 

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