Saturday, November 27, 2010

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staldo bestellten Commendanten ab, und bestellte selbst
einen andern. Ein neuer Zwist erhob sich zwischen
beyden über die Winter-Quartiere. Der Mönch wollte,
Castaldo sollte die seinigen bey Lippa nehmen. Castaldo
hingegen beorderte seine Truppen ebenfalls
nach Siebenbürgen, und führte dieselben gerade in
die Gegend von Alvintz, in dessen Schlosse, ehemahls
ein Dominikanerkloster, der Mönch seine
Winterwohnung nehmen wollte. Italienische Spione
benachrichtigten hier bald den Castaldo, der Mönch
halte einen Derwisch im Keller auf, und halte mit
ihm nächtliche Conferenzen. Pallavicini berichtete,
er sehe häufig Kuriere de» Mönchs an die Beglerbegs
hin- und zurückeilen. Der Mönch gestand selbst
dem Castaldo seine Correspondenz mit den Türken,
jedoch in der Absicht, sie von weilerer Befehdung
Siebenbürgens abzuhalten , und detn Könige Ferdidtnand
dessen ruhigen Besitz zu sichern. Am 17. December
i55i ward der Mönch vom Pallavicini,
Marco Antonio, Campeggi undScaramuzza in seinem
Zimmer überfallen, zuerst am Halse durchgestochen,
dann mit Säbeln gehauen, und endlich vollends durch
einen Schufs niedergestreckt. Sein mit Haaren
bewachsenes Ohr ward dem Könige Ferdinand
nach Prag geschickt. Auch der unschuldige Page des
Mönchs, Franz Va? , ward zusammengehauen *).
nem a periciilo tuerentur ^ oder ut sihi diligenttr et \
suis copiis caveret»
*) Schon für tliesen Mord, nicht blos für den Mord
eines Cardinais, verdienten die Mörder so zu enden,
als sie endeten. Marco Antonio ward in Alexandria
aufgehangen; Campeggi verlor zu Augsburg eine Hand
im Zanli , und das Leben zu Wien durch ein Wildschwein
; Scaramuzza ward in Narbonne von Soldaten
zusammengehauen Pallavicini \rard im Jahre
tlprauf von den Türken gefangen.
'










Am 8. Januar i6i3 berief Mathias einen Reichstag
auf den ^4- Februar zur Krönung der K öniginn.
Diese Krönung ging am 25. März i6i3 vor
sich; der Reichstag ward am 12. April i6i3 geschlossen,
nicht ganz zur Zufriedenheit Mathiens , aber nuch
nicht zur Zufriedenheit der Evangelischen Stände
"Während des Reichstags noch ward in Folge des Kr.»
schauer Traktates mit den Siebenbürgischen Abgeordneten,
WolfgangKamuihi, Stephan Erdelyi und Rassai
cinVergleich gesc blossen ; das freyeWahlrecht Sieben-



bürgens ward wiederhohlt anerliannt, der Fürst von
Siebenbürgen sollte jedoch ein treuer Anhänger und
Helfer des Königs von Ungern wider alle Feinde, die
Türken ausgenommen, seyn-, er solle eigenmächtig
im Gebiete Mathiens nichts an sich bringen, und
den Wiener Frieden beobachten. Der König von Ungern
werde dem Fürsten von Siebenbürgen im erforderlichen
Falle wider alle Feinde be) stehen. Zur
Ausgleichung des Streites Bathori's mit den Kronstädtern
sollte Mathias vermittelnde Gesandte schicken
dürfen. Die Haiduken in Ungern und in dem Siebenbürgischen
Gebiete , die sich Excessen erlauben
würden , sollten von beyden Theilen gebändigt und
bestraft Merden. Sobald der Fürst Bäthori und
seine Stände diesen Traktat begnehmigt haben würden
(wefshalb sich Peter Kohari und Franz Nagymihälyi
nach Siebenbürgen begaben), sollte dieser
Traktat in die Ungrischcn Reichs . Gesetze eingeschaltet
werden. Der Ungrische Reichstag beharrte
überhaupt (mit verhüllter Mifsbiiligung dessen, was
1611 geschehen) darauf, dafs der König an keinen
bewaffneten Zug wider Siebenbürgen denken solle,
(ne in posterum ullum aperium bellum moveatur)
und schon diefs war einem Clesel nicht anständig.
Die noch übrigen Botskaischen Inscripiionen welllicher
undgeistlicherGüter wurden aufgehoben, das Erlauer
Kapitel nach Iras bestimmt. Von jeder Porta wurden
drey Gulden als Contribution , ein Gulden zu
I.andes-Bedürfnissen , ein Gulden als Heiraths-Honorar
für den König, ein Gulden für die Königin bewilligt.
Im Falle, dafs Gefahr von Seite der Türken drohte
, sollten sich zwcy Ungrische Gesandte zu den
Feichsständen begeben. Am 23. März 161 3 hatte Mathias
auch eine Allianz mit Pohlen (jedoch mit Ausscblufs
der Türken und Siebenbürgens, wider die sie
pipht gerichtet seyn sollte), geschlossen. Merkwür

 dig ist auch, dafs am 27. März i6i3 der berüchtigte
Sigmund Bathori in Prag starb. Zwey Jahre
hindurch liefs ihn Rudolph -wegen des| Verdachtes
neuer Kabalen mit den Türken , eng verwahren.
Mathias hatte ihm bey erprobter Unschuld die Freyheit
gegeben , die er aber nicht lange genofs. Die
Jesuiten überliefsen den Mann , nachdem sie ihn zu
ihren Absichten mifsbraucht hatten , dem Kerker
lind der Vergessenheit ; erst siebzehn Jahre darauf
zierte Georg Nemes de Varadja, ehemahls sein Kämmerer
, sein Grab mit einer Inschrift, die man noch
in Prag liest *).
Während dieses Reichstages beschwerten sich die
Evangelischen Stände, dafs weder nach Raab
noch nach Skalitz ein evangelischer Prediger eingelassen
werden wolle Sie erhielten vomKönig zur Antwort:
dieKatholischen Stände seyen nicht schuldig, nach dem
Wiener Frieden in ihrem Gebiete solche Prediger zuzulassen
, die Evangelischen seyennur berechtigt sie
in ihrem eigenen Gebiete zu halten. Dabey nahm
Mathias die Veranlassung, auf Forgätsens Andringen
geradezu zu erklären : Superintendenten könne es
* -wohl geben , aber ohne Abbruch der geistlichen Jurisdiction,
die allein den Bischöfen zukomme, und
auch im Wiener Frieden anerkannt sey, dann ohne
Abbruch des Census Catkc.draticus der Archidiakoren.
Der Vorsatz Mathiens, von dem, was er den
Protestanten, als er sie nöthig hatte, zugesagt, zurückzugehen
, war nun kein Geheimnifs mehr.
Über die Krön - Rechte und das Rechts- Verfahren
des F'iscus bey Aussterben des letzten männlilichen
Sprofsen einer Familie , ergab »ich zwischen
dem Könige , der auf den diefsfällig^n Gesetzen bcharrte
, und den Ständen , die nur den seitherigev^
•) Siehe dieselbe bey Katona X. S. 478.

Gebrauch befolgt Trissen wollten , ein nicht bejgC'
legter Zwist.
Mathias , so ganz im Geiste Cleser» , übergab
bald nach dem Beicbsiage, am 1. May i6i3, dem
Cardinal Forgats die Thurötzer Propstey, mit deni
ostensiblen Auftrag, daselbst etliche Prämonstratenser
zum gerichtlichen ßebufe zu unterhalten, aber
mit der geheimen Verabredung, die Einkünfte der
Propstey durch einen den Jesuiten cidespflichtigen
Mann für Rechnung und zum Behuf e der
Jesuiten verwalten zu lassen, und wenn es Zeil
seyh würde , den Jesuiten diese Propstey auszuliefern.
Der Conrertit. Georg Homonnai, liefs zu
Jlomonna ebenfalhs ein Gebäude für sie aufführen.
Wenn aber zeiiher die Jesuiten eine Freude daran
hatten , dals der reformirte Fürst in Siebenbürgen,
Gabriel Bathori ein Wollüstling und Tyrann, und
eine nahe Katastrophe zu hoflien war, so Konnten sie
sich doch dieser Hatostrophe nicht bemächtigen. Auf
den Siebenbürgischen Fürstenstuhl stieg, ohne dafs
sie es hindern konnten, abermahl ein reformirter
Fürst, aber vernünftig, ja sogar schlau , -tapfer und
gemäl'sigt, von der Vorsehung zur Geifsel des Jesui*
tismus ausersehen; nicht Gewak, nicht List half
widrr ihn.
Gabriel Bethlen befand sich schon im Februar
if)i3 in Adrianopcl , und gewann daselbst die
Herzen des Grofsveziers und des Mufti., Das Bestreben,
den Gabriel Bathori bey der Pforte auch aus
Anlafs der Prelsburger Traktaten verdächtig und verhafst
zu machen, gelang ihm endlich vollkommen;
am 1. May ward er zum Fürsten von Sieben,
bürgen erklärt. Zu spät söhnte sich Bathori mit
den Kronstädlern, mit Gitzi aus; zu spät waren alle
seine Vorstellungen bey dqr Pforte ; zu spät sein Ansuchen
um Hülfe von Mathias, und zvl gering diese
in 2<»oo Reitern langsam anziehende Hülfe; am
24. September i6i3 drang Gabriel Beihlen raitScander
Pascha am eisernen Thoro ein , zu gleicher Zeit
Ali Pascha und die Tataren, und Moldauer und \Valachen
bey Törzburg; Bäthori, am 10. October bey
lilausenburg erreicht, entwich nach Grofswardeiri;
seine Armee, besonders der aufgebotene Adel, verlief
sich; Gabriel fJethlen berief schleunig einen
Landtag auf den 20. October nach Rlausenburg, am
23. October war er schon zum Fürsten gewählt; am
27. October i6i3 ward er ohne sein Zuthun , sein
Nebenbuhler. Gabriel Bäthori, auf Anstiften des
Andreas Gitzi , dann des Georg Boldai und Kaspar Desewffi,
Biharer Edelleute, denen das liederliche Leben
Bäthori's verbalst war, von dem llaiduken-Generale
Johann Szilasi und von Gregor Nadänyi , auf einer
Spazierfahrt in die warmen Bäder beyGrofswardein e rmordet.
Im November zogen die Türken aus Siebenbürgen
, aber Bethlen vermochte die Wegschleppung
von beynahe 80.000 Gefangenen bey der Türkischen
Raubgierde nicht zu verhindern.
Nun schickte Bethlen sofort seinen Bruder Stephan
Bethlen und den Stephan Erdelyi an die Pforte,
aberauch schon im November i6i3 den Sigmund Sarmasägi,
den Stephan Hassai und den Johann Benkner
an Mathias an « eichen auch die Türken nachdrücklich
wegen Beihlen geschrieben hatten.
Da ward aber auf einmahl an Mathiens Hofe die
S ti m m un g wieder kriegerisch. Clesol , die Jesuiten,
Andreas Dotzi , Georg Homonnai u. s. w. spra^
chen von Bethlen mit Verachtung, er sey kein frey
gewählter, sondern durch die Türkische Übermacht
eingedrungener Fürst, der nicht anerkannt werden
könne, und sollte auch darüber der Friede mit
den Türken gebrochen werden müssen. Sigmund Sarjnasäghi
ward gleichsam als Geisel zurückbehalten,
die andern Gesandten mit einer yerschiebenden Ant«
wort entlassen. Bethlen, dem noch mehrere Schlösser
nicht gehorchten , und dem Gitzi verdächtig
>vard , versicherte sich zuerst der Unterwerfung von
Herrraanstadt und F'ogaros, entledigte sich des Gitzi
(der im Januar 1614 zu Fogaros umgebracht wurde)
und beruhigte die Sachsen,
Andreas Dotzi, Commendant in Szathmär, griff indessen
gleichsam auf eigene Faust um sich; er nahm
Etscd durch Verrätherey des Comraendanten Antrei-
1er , besetzte Tasnäd , endlich auch Kovär durch
Bestechung des Johann Szylagyi, und Nagybänya. Es
ging das Gerücht, Sigfried Kollonits ziehe Truppen
Mider Bethlen zusammen. Bethlen wollte versuchen,
was türkische Drohungen, und was seine
eigene Vorstellungen in der Sache für eine Abhülfe
ohne Waffengewalt verschaffen könnten. An den
Palatin und an das üqgrische Reichs-Conseil schickte
er den Sigmund Kornis; den Clesel überhaÅNufte Bethlen
mit Geschenken und Schmeicheleyen ; an die
üngrischen Comitate , den Stephan Ujnemelhi und
Caspar Spakai , letztere mit der Instruction, ihre
Mission im Stillen zu besorgen. Überall sollten sie
^ orstellen , dafs wenn bisher Siebenbürgische Festungen
und Appertinenzen von Deutschen Truppen
besetzt werden , diefs deren gänzlichen Verlust nach
sich gezogen habe, wie bey Temesvar, Lippa, Jenö.
Nun kamen Anfangs May 1614 auf die Vorstellungen
des Kornis MathiensCommissarien nach
Siebenbürgen, Franz Darötzi und Emerich Lassota.
Die Bedingungen, unter denen Bethlen anerkannt
werden sollte, wurden so hoch als möglich gespannt ;
sogar die Abtretung von Grofswardein ward gefordert.
Damit verdarben die Gesandten die Sache
mit allen Siebenbürgischen Ständen ; sie wurden am
12. May 1614 entlassen; eine neue Siebenbürgische
Gesandtschaft, Andreas Kapi und David Wc^h
rauch, wurden noch einmahl nach Wien ausgeschickt,
und da bald dai'auf Bethlen erfuhr, dal's inPrefslmrg
Tom Palatin ein Heichslag angesagt war auf den
i3. Julius i6i4» so wurden auch auf diesen Reichstag
Stephan Kovatsotzi und Georg Balinycsi , rüstige
Männer, abgeordnet.
Auf Bethlens Anstiftung drohten Türkische Abgeordnete,
wenn auch nur ein Schlofs von Siebenbürgen
abgenommen würde, im Junj 1614 den Krieg,
Die Frage über Ilrieg und Frieden mit den Türken
beschäftigte das Cabinet Mathiens aufs ernstlichste,
Spanien, der Papst wurden gefragt und um Hülfe
gebeten, die Stände aller F.rbländer sollien zu einem
II a u p t - Congrefs in Linz am 27. Julius 1614
/.usammcnkommcn. Der Reichs -Convent am i3. Julius
zu Prefsburg hatte die Absicht, die Gesandten
zu diesem Congrefa zu ernennen , und ihre Instruction
zu bestimmen Erwählt wurden Napragyi, Lepes,
Demitrovits, (drey Bischöfe), Peter Revai, Kicolaus
Esterhazy u. s. w. Obwohl es bey diesem Convent
nicht an Kuiegsgurgeln mangelte (Sigmund Forgäts,
Dötzi, Lönai,) so wurde doch auch Kovatsotzi angehört
*). Die Conveptsmeinung, von Georg Thurzö








JErabischöfe, 3er Cardinal Dietriclisiein und Pazmäny ;
teyde schickten ihre Sekretä; e, SebastianLustricr und
Andreas Verebelyi an Bcthlen noch im August 1621,
als seine Armee vor Prefsbuig stand; diese Sekretäre
gingen öfters hinftof und hinab, bis etvras zu
Stande kam. Von einer bedenkiiciien Krankheit angegriffen
, übernahm dennoch der edle E m e r i c h
ThürzoÅN mit Vergnügen die Haupt -Comr^ission ron
Belhlen , seinem Vaterlande den Frieden ytu schenlien.
Die Zusammenkunft sollte in BaTen&burg sevn,
hatte aber endlich am lo.October 1621 au Nikols-
Jjurg Statt. Bethlen beschleunigte die Resultate derselben,
indem er am 3o. September Sträfsnitz in Mähren
besetztö , Türkische Truppen an sich zog, und
Verwüstungen drohte , sein Haupt-Quartier in üngrisch
-Brod aufschlug, und Verleihungen und Inscriptionen
über geistliche Güter freygebig austheilte.
Am i(). October 1621' starb der brave drey und zwanzigjährige
Emerich Thurzö; seine Stelle überuahra
beym Congresse SfanisJaus Thuri'.ö.
Ferdinandischer Seits waren die Negociateur«
derCardinal FranzDietrichstein , der Erzbischof Peter
Pazmany , Siegfried Christoph Preiner, Rembald
Graf CoUalto, und Nicolaus Eszterhäzi, AJnqister Cu*
rlae. Bethlenischer Seits : Stanislau» Thurzö, Johann
Sändor de Szlawnitza , Stephan Kassai und Stephan
Pater de Beelraezö. Um den Frieden, der am 3i. De-
Ler 1621 geschlossen, und von Ferdinand am 7. Januar
rätifizirt wurde , zu begreifen, mufs man bedenken,
dafs Pazmäny und der Clerus nur in den Be-
«itz ihrer Güter wieder gelangen wollten, und dafs
Mannsfeld am Markgrafen von Baden einen neuen
Helfer gewonnen hatte, dafs aber auch Bethlen günstigere
Zeiten abwarten, und sich nicht so ganz allein für
den Protestantismus hinstellen wollte. Seine Macht
lief« er daher nicht schwächen, sondern vermdbrte
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geleitet, neigte sich zum Frieden (i8. Julius
1614) und auf diesen ward von den üngrischen Deputirten
in Linz bestanden, mit Anführung sogar
einer schönen Stelle aus dem Seneca**) Der Verlust
Siebenbürgens für die Christenheit, und dessen
gänzliche Besetzung durch die Türken, sey als Frucht
eines neu anzuhebenden Krieges zu fürchten. Bcthlen
dürfe nicht gereitzt werden , um sich nicht aus
*) S, Caspar Boiti in Monum^ Ungr, ^2'^»
*) Licet nmne tecum Gracciae robur trahas , licet armn
linge miUs et lute eccplices , Fortuna belk seinper in
liiicipiti loco est. Hiczu liam die Litaney von Hlayon
über die Eicesjcn ausländischer Trupp(?n.




wnd starke diesen wahrhaft christlichen Sinn unsers
jetzt regierenden Monarchen. Je wehmütliiger die
Protestanten in eine solche Vergangenheit blicken,
je dankbarer gegen ihren Landesfürsten blicken sie
in die bessere Gegenwart. Forgats wollte noch in
diesem Jahre eine dem Solnenser entgegengesetzte
crzbischölliche Synode halten, aber der König mit
viel wichtigern und verdriefslichern Angelegenhiten
beladen , ricth ihm hiervon ab.
Mathias , obwohl er sich auf üngrische, Österreichische
und Mährische Hülfe verlassen konnte, um
sich und Osterreich ob der Enns der Passauer Völker
zu entledigen , liefs sich dennoch durch die Einsprache
der Deutschen Stände , vorzüglich aber
durch Herzog Julius von ßraunschweig , dann der
Erzherzoge Ferdinand und Maximilian, zu einer
Aussöhnung bewegen , die mit einer Abb i t te
an den Kaiser, mit Anerkennung seiner Oberhoheit
und viel andern demüihigen Clausein verbunilen
war. (lo. September 1610.)
Der Palatin Thurzö that indessen für Mathias
alles, um, ihm ungehinderte Unterstützung au»
Ungern zu verschaffen. Schon am 3o. May 1610
brachte er die Türkisch-Botskaische
Krone in seine Hände aus der Verlassenschaft
des indessen verstorbenen Valentin Homonnai, an
dcssqn Stelle Sigmund Forgats zum Judex Curiac ernannt
ward. Am i5. August 1610 schlofs er mit Imreff
« und andern Siebenbürgischen Deplitirten einen















neuen Vergleich, das fernere guto Einvernehmen
mit Gabriel Bäthori betreffend. Hierauf züchtigte
er ein ungeheures Verbrechen. Elisabetha
Bathori von Elsed, VViltwe des Franz ]N'adasdi,
halte nach einigen die unselige Meinung, sie würde
schöner , wenn sie sich in dem lilutu junger Mädthcn
baden würde: nach andern batte sie ein eiüc
nes Wohlgefallen, dergleichen junge Mädchen lange
und martervoll hinrichten zu lassen. Schon an 6uo
reichte die Zahl der unglücklichen Mädchen, die sie
in ihr Schlots Cseithe gelockt, und dort mit Hülfe
eines gewissen Titzko und zweyer andern Furien,
ihrer Mordlust geopfert hatte. Thurzö überfiel sie
in Cseithe, und traf sie in ihrem Verbrechen: so
eben röchelte ein so gemartertes Mädchen den letzten
Athem aus. In dem abgehaltenen Palatinal- Gericht
ward sie zur immerwährenden Gefangenschaft,
ihre Gehülfen zu den Flammen rerurtheilt.
Die Versöhnung mit Rudolph war, wie sich,
voraus sehen liefs, nicht dauerhaft. Erzherzog
Leopold trat zum zweyten Mahl auf Rudolphs Anregung
mit seinen Passauer Völkern in Osterreich ob
der Enns und Böhmen ein: am i5. Februar i6ii
hatte er sich Prags bemächtigt. Aber schon am 24.
März 1611 langte Mathias mit einer gröfstentheils
Ungrischen Armee vor Prag an. Leopold sammt
den Passauer-Völkern entfloh, und Rudolph trat
nun auch Böhmen am n. April 1611 an Mathias
gegen einen Jahresgehalt von 3oo,ooo Dukaten ab.
Am 24. May iöii ward Mathias in Böhmen gekrönt,
gegen Zusicherung der politischen und religiösen
Freyheiten Böhmens.
Bald nach so geendigter Katastrophe ward der
Plan entworfen, Siebenbürgen in M-athiens
Gewalt zu bringen. Das ganze Projekt ward
ursprünglich von Jesuiten ausgedacht; sie fühlten,
dafs sie auch in Siebenbürgen Einüufs haben müfsten,
wenn sie nach ihrem Sinne die Ketzereyen"^n
Ungern niederdrücken wollten. Gabriel liathori hatte
schon während seiner bisherigen kurzen Regierung
die Jesuiten auf das Empfindlichste beleidigt. Nach
einer durch Johann Jörök entdeckten Verschwörung
des Stephan Kendi , Balthasar , Georg , Sigmund
Kornis, Pankratz, Senyei, Sigmund Sarmazäghi (lauter
katholische Optimaten) wurden Georg und BaU
thasar Komis (April i6io) hingerichtet, die andern
enttlohen zu Mathias und klagten. Der Jesuit, Pater
Vasarhelji, und andere, bisher unter dem Schutze
dieser katholischen Optimale gestandene Jesuiten,
mufsten in die Moldau fliehen ; das Collegium der
Jesuiten in Weissenburg ward ihne-n weggenommen,
und derOrden aufs neue förmlich aus Siebe nbürgen
verbannt. Alles diefs erheischte Rache,
und unglücklicherweise war Gabriel Bathori
thöricht genug , durch andere Handlungen dieser
Bacheden schönsten Vorwand zu leihen. Durch Ungezogenheit
und öffentliche Liederlichkeit war er
mit dem Adel*), durch die gewaltsame Bedrängung
Hermannstadts und der Sachsen (December 1610)
war er mit dieser Nation , durch unzeitige Eroberungssucht
mit Radul Scherban, Woiwoden der Wal»
lachey, zerfallen, welcher letzterer zu Mathias floh,
und von da aus den Pascha von Ofen, und durch ihn
die Türken wider Gabriel B'äthori aufhetzte. Zur
Bache dafür liefs Gabriel Balhori die Gegend von
Szathmar und Kallo durch die Haiduken unter Andreas
Nagy und Johann Sziiadi verwüsten. (April
1611.) Eben diese Haiduken mufste aber Gabriel
pKithori bald selbst kommen lassen, als die KronsttuUer
un(er ihrem muthigen Bichtcr Albert Weifs
den Uadul herbeyriefen , um die Sachsische Nation
Von der unerträglichen Tyranney des Gabriel Bathori
zu erlösen. Nachdem Albert Weifs Mittel gefunden
hatte, die Haiduken unter Andreas Nagy zu
bestechen , und zur Rückkehr zu bewegen , ward
Gabriel Bathori am 0. Junius lOii bey Kronstadt
*) Sein Schracicliler Johann ImrcfTi vergllcli ihn mit
Alexander und sich mit I'anaeiiio,
geschlagen. Eadiil schichte zwey und dreyfsig Fahnen
an Mathias. Mit den Kronstädtern vereinigte
sich nun auch Andreas Gitzi, und schwang die Fahne
des Aufruhrs. Unter dergleichen wie es das Ansehen
hatte, ganz günstigen Umständen, erhielt der
Ober-Capitän in Kuschau und Bruder des Cardinais,
Sigmund Forgats*) den Befehl, die von Gabriel
Bathori autrünnigen Haiduken in Mathiens
Dienste zu nehmen, und in Siebenbürgen einzufallen
**). Neben Forgats kommandirte Andreas
Dotzi , ebenfalls katholisch, Stephan Palffi, der vor
hurzem von der protestantischen zur katholischen
Religion durch Anleitung der Jesuiten übergegangene
junge Georg Drugith de Homonna ; aus Gehorsam
gegen Mathias befanden sich bey dem am 29. Junius
1611 aufbrechenden Heere, auch Michael Czobor,
Stephan und Andreas Lonyai , Ludwig Räkotzi , Georg
und Gabriel Perenyi u.a. Das Heer bestand ohne die
Haiduken aus 16,000 Mann, (12,000 Reiter, und 4000
Fufsvölker); eine Menge Jesuiten und katholische
Geistliche begleiteten dasselbe , um in Siebenbürgen
-wieder eingeführt zu werden; die Fahnen des
Heeres hatten das Bildnifs der heiligen Maria. Die
Haiduken, dje so etwas rochen, und Andreas Nagy
ihr Anführer, zu Nagykäroly persönlich beleidigt,
spielten den ersten üblen Streich, fielen von Forgats
ab , schlugen den Stephan PäifH bey Dioszcg,
und schlössen sich an Bathori's Feldherrn in Grofswardein,
Franz Rhedei, an. Nichts desioweniger trat
Sig-
*) Uieser Sigmund Forgats , den sein Rriidcr Fran»
Forgats zu bekehren nicht veruioclit hatte , ward
von Peter PaKmuny binnen drey Wochen zu^ katholischen
Kirche gezogen.
•) Unbegreifliche Verschwoigungcn erlaubt sich hier
Pray III. Hist. regnm stir^HS Austr.
mund Forgats in Siebenbürgen; ihm folgte ein Reserve
- Heer unter Thomas Bosnyak und Nicolaus
Forgäts; Weissenburg ward genommen, ßathori in
Hermannstadt eingeengt (i. August i6ii)- Aber der
thätigste Diener Bäthoii's, Gabriel Bethlen,nach
Konsiantinopel gesandt, kam bereits mit Türkischer
Hülfe an der Donau herbey : nicht minder rückte
Andreas Nagr mit Haiduben und Türken heran : im
Lager des Fo r ts entstand Unzufriedcheit, plötzlich
hob er dasselbe auf, und da ihm die Rückkehr
nach Ungern durch die Haiduken (die den Bosnyäk
und Nicolaus Forgats geschlagen hatten , gesperrt
war, marschirte er über Mediasch nach Kronstadt
(September 1611) ; da aber eben Gabriel Bethlen mit
Türlien und Tatarn anlangte, begab er sich mit iJotzi,
Eslerhazi, Horaonnai, über die Wälder der Moldau
nach Fehlen zurück, und über Fohlen nach
Ungern, mit Überstehung vielen Hungers und aufserordentlichen
Mühseligkeiten; der gröfste Theil seiner
Truppen ward aufgerieben und gefangen. Zu einiger
Bache verwüstete Thomas Szetsi das Gebiet der
Haiduken.
Mathias, der indessen die Huldigung in Schlesien
eingenommen hatte, und um eigenen Kindern
die Nachfolge zuzuwenden, und den Steyerischen
Ferdinand zu beseitigen, im vier und fünfzigsten
Jahre heirathete (eine aus seiner nahen Verwandtschuft,
Anna, Tochter seines Vetters Erzherzogs Ferdinand
von Tyrol,' vermählt am 4. Dec. 1611 in Beyseyn
des Kaisers Rudolph, mit welcher die Ehe kinderlos
war), erwartete schon damahls den nahen Tod
des kranken Rudolphs, sah den hieraus entstehenden
Veränderungen entgegen, und wollte der so übel
ausgegangenen Händel mit Gabriel Bäthori los seyn. Er
schickte daher wieder seinen treuen Thurzo nach
Tokay, um gut zu machen, was jesuitische Rath«
Kngels Gesch. v. Ungern. IV., A *
schlage
schlage verdorben hatten. Gabriel Bäthori fand
sich ebenfalls in Grofswardein ein , und schickte
den Wolfgang Ramuthi, Balthasar Keraeny und Wolfgang
Cserenyi nach Tokay. Mit diesen kam Thurzö
am 17. Decemher 1611 zur Ruhe beyder Länder
über einen Waffenstillstand überein ; der volle
Friede und dessen Bedingungen sollten auf dem nächsten
üngrischen Reichstage negociirt und inarticuliri
werden, wobey sich Thurzo sammt den ihm beywohnenden
Ober- Üngrischen Ständen verbürgten,
dafs von Ungern aus nie mehr etwas feindliches wider
Siebenbürgen und dessen jetzigen Fürsten erhoben
werden sollte* In Folge des Waffenstillstandes
sollten alle Gefangene aus dem Haiduben- Gebiete
zurückgegeben, und die Haidukenschaft in
diefs ihr Gebiet wiedereingeführt, jedoch in Ruhe
gehalten werden. Wegen des künftigen freyen Verkehrs
, Zurückgabe abgenommener Güter und dergleichen,
ward das Nöthige verabredet. Am 21. Decemher
1611 ward dieser W^affenslillstand von Ga»
briel Bäthori zu Grofswardein bestätigt , wie auch
von den zu Grofswardein anwesenden Siebenbürgern.
Noch ist aus der Geschichte des Jahres i6n zu
bemerken, dafs der Cardinal Forgäts am 1. Junius
die Graner Diöcesan- Synode auf den 1. August 1611
nach Tyrnau ansagte , und wirklich abhielt. Der
Hauptgeist derselben war die Durchsetzung aller die
Hierarchie befestigenden Verfügungen des Conciliums
zu Trident. Der Papst sollte um Erlaubnifs gebeten
werden, dafs die Gläubigen in Ungern an Fasttagen
Milch und Eyer essen dürften. Wider die
Concubinarios wurden harte Mafsregeln ergriffen;
die Kirchen visitirenden Archidiaconen sollten das
Volk belehren, kein Priester könne eine Ehe rechtmäfsig
eingehen, und. kein Hausvater solle also gestatten,
dafs »eine Töchter durch Priester unter
dem Versprechen der Ehe gemifsbraucht werden.
Kein Priester soll ein ketzerisches Buch ohne Eilaubnifs
lesen. Die doppelte Gestalt im Abendmahlc
sey nur ein Deckmantel dejL* Irrthüraer. Die Layen
sollten daher nur das Brod empfangen. Der Köni^
sollte gebeten werden, alle verpfändeten geistlichen
Güter auszulösen, die Bisthümer und Pfründen nicht
unbesetzt, die Kammer bey denTodesfällen der Bischöfe
nicht so gierig wirthschaften zu lassen, dafs kaum
das Begräbnifs bezahlt, die Schulden getilgt, oder
die frommen Vermächtnisse ausgezahlt werden könnten
; den Cathedral- Zins der Ar^hidiakonen von
allen Kirchen ohne Ausnahme entrichten eu machen;
das Zehent-Recht der Geistlichkeit zu beschützen;
die Zehent-Prozesse der geistlichen Gerichtsbarkeit
zuzuweisen; die Propstey Thurotz dem Schulwesen
vorzubehalten j den Bischof von Siebenbürgen in seine
Güter wieder einsetzen zu lassen. In Prag, Olmütz,
Grätz , Wien sollten Zöglinge der Theologie für Ungern
aus ungrischen dahin zu schickenden Jünglingen
(von Jesuiten) gebildet; das sogenannte Colle-
Qiurn Romanum sollte an der Zahl der ungrischert
Zöglinge erweitert werden , u^ s. w.
Am 20. Januar 1612 ereignete sich der schon
torausgesehene Tod de» wassersüchtigen Rudolphs,
im sechzigsten Jahre seine» Alters. Man hielt diesen
Tod geheim i bis Mathias, von Trautmannsdorf benachrichtigt^
in Prag ankam , und besonders den
Schatz Rudolphs^ der auf siebzehn Millionen geschätzt
wurde, in Empfang nahm. Die römische Kaiserwürde
War nun Mathiens Augenmerk; ohne vielen Widerstand
ward er^ obwohl manche undarunter die




geistlichen Churfürsten , auf den Erzherzog Albrecht
ihr Augenmerk gerichtet hatten , auf die erklärte
Ablehnung de» Albrecht, am 3. Junius 1612 , zum
Kaiser erwählt) am 24. Junius zu Frankfurt g
A « 2
krönt. Nach eingegangenen Depeschen hierüber
berief Thurzö einen Convent nach Prel'sburg ; die
Stände erwählten vier Deputirte , die dem Könige
zur erlangten Kaiserwürdo gratuliren sollten, Demeter
INaprägyi , Peter Revaj , Stephan Amadi , Johann
Lengyel. Sie konnten diesen Glückwunsch erst
am 26. November löiu in Wien abstatten.
Indessen war Gabriel Bathori auchmitGabrielBeth-
}en z< ifallen; der Aufstand des Gitzi und der Krön-'
Städter dauerte fort. Andreas Gitzi klagte persönlich in
Konstantinopel (May 1612) j die Sachsen baten den
Mathias wieder um Hülfe, dagegen verwüsteten die
Jiaiduhen unter Andreas Nagj , mit Türken vermischt,
die Gegend von Kallo und die Vorstädte von Tokaj
und S/athmär, wurden aber von Stephan Egri geschlagen.
Mathias, jetzt Kaiser, fafsle noch e i nmahl
den Plan, sich mit der zu Regensburg zu
bewirkenden deutschen Hülfe , Siebenbürgens
zu bemächtigen, doch wollte er vorher die Stiramunjj;
in Konstantinopel versuchen , wo bisher Slrater
*) kaiserlicher Agent war. Er schickte daher
schon am 19. Junius 1612 einen eigenen Gesandten
mit Geschenken, Andreas Negroni, der am 7. September
in Konstanlinopel anlangte, und den schwierigen
Auftrag hatte , den Türken zu beweisen, daf»
Siebenbürgen nach, dem Sytvatorokei*
Frieden unter Mathiens Oberhoheit gehöre.
Diefä ward so bewiesen: der Sytvatoroker
Frieden verweist im sechsten Artikel auf den Wiener
Frieden , dieser aber unterwerfe Siebenbürgen
der Oberhoheit des Königs von Ungern. Die Sache
erregte in Konstanlinopel einen grolsen Lärm und
eine Discussion über zwey Exemplare des Sytvatoroker
Friedens, wovon eines acht, das andere un-
•) Nach einer andern Lesait Slarlzer»Icht sey, und das ganze Resultat war nur dieses?
dal's , wenn Mathias FVieden haben wolle, er von
Siebenbürgens Oberhoheit sich ja niemahls träumen
lasse. Sonderbar ist es, dafs sich Ton Negronis
Gesandtschaft das Gerücht verbreitete, sie gehe dahin
, den Türkischen Hof mit 40,000 Dukaten dahin
zu bewegen, dafs er die Ungern nicht unterstütze,
wenn Mathias dieselben wegen des Botskaischen Aufttandes
züchtigen wollte. In Regensburg hatten
die Evangelischen Stände bald den Cleselischen
Geist durchschaut ; das Corpus Evangellcorum formirte
sich zum erslenmahle , und fand nicht räthlich,
Tür kenhülfe zu bewilligen, mit welcher
sodann ein protestantischer Fürst aus Sieben"
bürgen geworfen werden sollte. Dafs man aber alles
diefs im Januar i6i3 zu Adrianopel gut wuIste,
ist zu verwundern *). Gabriel Bethlen war im September
i6ia nach Temesvär entflohen, um den weitem
Verlauf der Dinge abzuwarten, und wider Gabriel
iialhori zuarbeiten. Am 16. October 1612 ward
Andreas Git/.i und Michael Weyfi geschlagen, und
letzterer getödtet; aber die Kronstädter gaLcn
«ich nicht.
Am 8. Januar i6i3 berief Mathias einen Reichstag
auf den ^4- Februar zur Krönung der K öniginn.
Diese Krönung ging am 25. März i6i3 vor
sich; der Reichstag ward am 12. April i6i3 geschlossen,
nicht ganz zur Zufriedenheit Mathiens , aber nuch
nicht zur Zufriedenheit der Evangelischen Stände
"Während des Reichstags noch ward in Folge des Kr.»
schauer Traktates mit den Siebenbürgischen Abgeordneten,
WolfgangKamuihi, Stephan Erdelyi und Kassai
cinVergleich gesc blossen ; das freyeWahlrecht Sieben-
*) Man saj^tc es dem jVegronl, siclic Script, nun. Ko^
Viehick I, 265.





Garaffa in Göding utn lagert. Schon afs das kaiserliche
Corps nur Plerdelleisch , als die Türken
und Tataren , nachdem sie vorher schon sich geweigert
hatten, einen Sturm mitzumachen, das Lager
Belhlens eigenmächtig zu verlassen drohten, der rorgerücliten
Jahrszeit wt-gen. Auch dem eigenen Corps
des Bethlen fing der Proviant an zu fehlen. Noch
wichtiger war , dal's im Deutschen Reiche die Protestanten
kein Haupt, keinen Verfechter zu haben
schienen. Fer«linanden hingegen war es auch nicht
gleichgültig , ein ganzes Corps der Gefahr einer
«chimpilichen Capilulation ausgesetzt zu wissen. Er
schicLUe also den Palalin Stanislaus Thurzö, um den
Bethlen vorerst zu einem Waffenstillstände zu vermögen,
wodurch das Corps gerettet werden könnte.
Der Waffen stillstand kam zu Stande. Der
Fürst , am 25. November 162^ nach Tyrnau zurückgekehrt
*), wünschte die Türken und Tataren in
Winter- Quartieren neben seiner Armee zu haben,
bis der Friede zu Stande käme; aber beyde waren
nicht zu hallen; in der Zurückkehr mit ihren vielen
Gefangenen aus Mähren üelen sie dem Commendanten
von Neuhäuscl und General-Capitän diefsseits der
Donau t auch Judea; Curiae ^ Nicol'aus Eszterhazi, der
auch die Komorner und ßaaber Garnison herbeygeruten
hatte, in die Falle, und wurden zum Theil
n»it Befreyung von 1200 christlichen Gefangenen aufgerieben
(27. November i623).
Nachdem Bethlen den Wolfgang Karauthi, seinen
Kanzler, und Stephan Kassai nach Wien geschickt
hatte, um die ihm angebotenen Fri eden 8- Unter
ha n d lu nge u zu pllegen, begab er sich im
halben December 1628 nach Neusohl, und dann nach
*) Die Jesuiten in Tvrhau schrecltc Bethlen, indem er
sie als Geiläieln abführen lassen wollte j tliat ea
aber uiclit«


Kaschäu. Des Ausganges seiner Unterhandlungen ungewils
, schichte er zugleich Depeschen nach Holland
und bat, den Tilly so zu beschäftigen, dafs
er sich weder Ungern noch Böhmen nähern könne.
Nach vielen Traktaten, wobey schon Ferdinand
mehrmahls entschlossen war , mit der Caraffaischen
kleinen Armee das Kriegsglück wider Bethlen zu
versuchen , Thurzo aber und die Ungrischen Rälhe
die fernere Verwüstung des Vaterlandes zu verhüten
riethen , wurde vorerst der Stillstand mit Bethlen
bis auf den i. April 1623 verlängert, sodann am
4. April 1633 der Waflenstillstand , mittelst des CardinaJs
Dietrichstein, in einen Frieden verwandelt,
der grölstentheils den Nikolsburger Frieden zum
Grunde hatte. Bey Pray und Dumont ist ein Auszug
dieses neuen Wiener Friedens gedruckt zu
ündcn, und zwar mit wesentlichen Abweichungen
in verschiedenen PunUten. Wir folgen zuerst deia
Pray , und geben dann Zusätze aus Dumont.
[ielhicn solle sich des königlichen Titeis und Siegels
in allen Briefen an christliche Fürsten und au
den Sultan, und aller Einmischung in die Verwaltung
Ungerns enthalten ; wider das Haus Österreich
nicht mehr die Waffen führen , noch die Türken und
Tataren wider dasselbe aufhetzen : vielmehr alleNachrichten
, die er von den Absichten der letztern hätte,
niittheilcn. Auch was erdielsmahl besetzt hatte, sollte
er, z. E. das Geschütz, das er gefunden, die Hergstädle
und Gruben, und das Archiv der Zipser Kammer
*) , zurückstellen. Der Kaiser Ferdinand bewilligte
ihm den Titel eines Fürsten des heil. Römischen
Reichs und von Siebenbürgen, eines Domin.s partium
Regal Hun^ariac^ eines Herzogs von Oppeln und
Balibor, jedoch so, dafs diese Titel auf Bethlcns
*) Mit Zurüekbaltun^ der Akten sein Gebiet betreffend.
Dumont,
E e 2

Nachfolger nur mit seiner Begnehmigung übergehen
sollten. Bey dem abgetretenen Gebiet der sieben Comitate
blieb es (mit Ausnahme des Gebiets und des
Dreyfsigst von Szendrö), nur müfstcn die Obergespäne
und Beamten dieser Comitate dem Könige
Treue schwören so wie dem Bethlen , und die Haiduhen
in diesen Comitaten sollten im Falle eines
Türbenkriegs für Ferdinand die Waffen ergreifen,
dafür soijten sie von Ferdinand einen jährlichen
Sold von 3o,ooo Gulden erhalten. Das Gerichtswesen
in den sieben Comitaten gehört vor den Palatin,
die Verleihung von Pfründen und geistlichen Würden
an den König; die sieben Comitate haben die
freye Wahl ihrer Deputirten an den üngrischen
Reichstag, auch sollte Bethlen keine Truppen darin
vvrerben dürfen. Alle Vorsicht sey zu nehmen, dafs
diese sieben Comitate nach Bethlens Tode weder
To.n den Türken , noch von Siebenbürgen an sich
gebracht werden. Sollte sich noch irgend ein Streit
oder irgend ein Zweifel ergeben, so sollte deiselbe
nicht mit Waffen - Gewalt , sondern mit gütlichem
Vergleich entschieden werden. Ratibor und Oppein,
da sie der Kaiser seinem Sohne zum wirklichen Besitze
verliehen habe , sollte Bethlen nicht mehr in
Besitz erhalten ; zur Entschädigung sollten ihm die
nen die Zehenten des Grofswardeiner Bisthums und
Capitels jenseits derTheifs: Tokay und Munkatsch*)
sollte er pfandweise, Etsed aber erblich für die Familie
Bethlen erhalten; die aber ein Recht auf diefs
Schrofs und Gebiet hätten , sollten zum gerichtlichen
Beweise zugelassen werden. .
Nach Dumont sollte Bethlen alle eigene Gefangene
auf frcyen Fufs stellen und die Türben zur
Zurückstellung ihrer Gefangenen bewegen. Ratibor
*) Für Munkatsch sollten an liethlcn» Erben 3o,ooo
Guldeu cur Auslösung bezahlt werden.
und Oppelii behielt er auf Lebenszeit. In den sieben
Comitaten erhält er die katholische Religion und
die geistliche Gerichtsbarkeit in ihren Rechten. Die
Zehenten jenseits der Theifs gehören ihm, diefsseits
der Geistlichkeit. Nagybänya und Felsö Bänya kommen
an Ungern nach Bethlens Tode. Bethlen kann
in des Baisers Gebiet Waffen und Munition kaufen
und unverzollt einführen , er kann sich eben daher
Handwerker kommen lassen. Sollte der Fürst von
Seite der Türken Ungelegenhcit haben, so sollten ihm
Ferdinand und das Haus Österreich beystehen. Ferdinand
wolle dafür sorgen, dafs auch der König von
Fohlen diesen Frieden beobachte. Die Gränzschlösser
in Bethlens Gebiet sollten auf Ferdinands Kosten
in guten Stand gesetzt werden. Zum Vollzug des
Friedens sollten Commissarien zusammentreten,
l'erdinand II sandte die seinigen am 4- Julius 1624.
Bethlen schien durch den ganzen Frieden nichts
anders als Etsed erlangt zu haben, und das Gold
lind Silber, dafs er aus den Bergstädten wegführen
liefs. .Aber höhere, schönere Entwürfe hatte dieser
Fürst , werth in glücklichere Zeiten zu fallen.
Diese Entwürfe knüpften sich bey ihm an den Wunsch,
eine erbliche Dynastie aus seinen Landen zu gründen,
und zwar eine solche, der die Unabhängigkeit
von den Türken erkämpft und gesichert sey. Sein
Kanzler Kamuthi machte defshalb in Wien besondere
Anwürfe. Nach den Ansichten des Bethlen
sollte der Kaiser Ferdinand II die Protestanten
im Reiche und in seinen F. rblanden
in Frieden lassen, und Deutsciilands
, Spaniens und Österreichs Kraft
KU Unternehmungen wider die Türken
verwenden. Bey diesen Unternehmungen wollte
Bethlen , als General der christlihen Armee , dem
Kaiser rüstig beystehen , und ihm für den guten Er
folg bürgen *). Bcydc Theile sollten gut faliren, der
Kaiser als König von Ungern, Belhlen als Fürst von
Siebenbürgen und vielleicht in der Zukunft König
von Dacien. Zur Bürgschaft des treuen Zusammenhaltens
sollte man ihm eine kaiserliche Prinzessin
zur Ehe geben. Sie sollte nicht nur ihre
Religion beyhehalten, sondern der Fürst wolle auch
überhaupt die Ausübung der katholischen Religion
in Siebenbürgen auf den vorigen Fuls herstellen **).
Jammerschade, dafs diese Anträge nicht einem
Hofe gemacht wurden, wo weder Lamormaini, noch
Weingartner, noch der päpstliche Nuntius Caraflf'a,
noch der Spanische Bolhschafter, sondern irgend ein
heller Minister die auswärtigen Angelegenheiten geleitet
hätte. Es war diefs der Wendepunkt für Österreichs
Gröfse. Der Antrag fiel natürlich an Ferdirands
Hofe durch: man gab dem Kamuthi zweifelhafte
Antworten. Übrigens brachte er dem Fürsten
den Bericht, die ältere Tochter Ferdinands, Maria
Anna, sey schon ältlich und nicht schön ; aber die
«weyte, Cäcilia Renata, gchohren 16 ii , empfehle
sich auch durch ihre Gestalt. Ferner erfuhr Bethlen,
dafs Ferdinands II Ministerium , anstatt daran zu
*) Bethlen pflegte zu sagen: Drey Sorgen nehme ein
anderer auf sich, für Geld, für RcUrutcn, für Verpflegung;
alle andere Mülic und Gefahr des Kriegs
und Ober - Gommando's nehme ich auf mich.
**) Pray setzt gar hinzu :cutn in animoi virorum magna vis
conjugum esse soleat, forte sensim etiamßeri posse, ut relictis
Calvlni jilacitis ipse ad Catholicos transeat^ Allein
gerade diefs war der Stein des Anstofscs, dafs Bethlen
von *o etwas auch nicht die entfernteste Mög-
Hchliejt bliclien liefs. Wohl lud Bethlen wieder Jesuiten
nach Weissenburg, Monostor ein, und liefs
sie sogar in Karansebes ein Domicilium errichten,
mit seiner Unterstützung. Weiter aber ging selbst
seine Politik nicht.
Jenken, mit Bethlen eine Allianz zu schliefsen wider
die Türken, vielmehr 1624 den Jacol» Curtius mit
Geschenken nach Konstantinopel abgeordnet
habe, um mit den Türken einen Separat- Vertrag
wo nicht wider, doch wenigstens ohne Bethlen
z\i schlielsen.
In Deutschland entwickelte sich indessen das
neue System, nach welchem Christian IV, König von
Dänemark , der Verfechter der Protestanten seyn
sollte. England, Holland, V en e d i g (letzteres
durch Vorfälle im Veltlin und Graubündten allarmirt)
arbeiteten in Konslantinopel nicht nui' wider
den Frieden mit Osterreich , sondern auch an
einer neuen ThciJnahmeßetlilens ander
A-ngelegenheit des Protestantismus im
Reiche (1624.) Sie s^telllen ihm vor , dafs nach
Keüwingung der Protestanten in Deutschland auch
Bethlen aufgerieben , und Siebenbürgen bezwungen
werden würde. Bethlen könne sich und seine Familie
nur mit Einverständnifs und Hülfe der deutschen
Protestanten gründen. Dahin ward die Sache
mit leichter Mühe in Konstantisiopcl gedreht, dafs
der Friede mit Österreich nur unter Mitwirkung
iJethlens geschlossen werden sollte. Bethlen selbst
wollte noch Herr seines weitern Entschlusses bleiben
, und da er durch Katnuthy nur unbestimmle
Antworten erhalten hatte , auf bestimmte Antwort
dringen.
AU demnach im folgenden Jahre i625 der Friede
zwischen den Ferdinandischen Commissaricn Michael
Adolph Althan , Nikolaus Jlszterhazi von Galanlha,
Johann Jacob B. Seussenann , Nicolaus Frangepani,
Sigmund Gayler und Moyses Cziraki einer-, und dem
Pascha von Ofen Mehmet und sieben andern Türken
andererseits im Lager bey Gyarmath negociirt
wurde , waren Wolfgang Kamuthi , Michael Tholda
lagi und Thomas Borsos von Seite tles Fürsten zugegen.
Im Mny ibzof kam die PViedens- Verabredung
iri sieben Punlwen /u Stande; der Friede von SitvatoroU
Murde zum C.ruude gelegt, die rragc wegen
Waizen auf beiderseitige weitere Unterhandlungen
Terwiesen , auch die Frage wegen einiger strittigen
Dörfer und neu aufgebauten Schlösser in Croatien
an neue Commissionen übertragen. Belhlens Absicht,
immer einige strittige Punkte in Frage zu erhalten,
•ward erreicht. Während und nach den Negociationen
selbst streiften «lie Canisaer Türken und Sigmund
Erdödi und Georg Zrini in Croatien herum.
In einer Reihe von Todesfällen (17. Januar 1624
zu Krupina Thomas Erdödi, 13, März 1624 zu Leutschau
Johann Gforg Markgraf zu Jägerndorf, Februar
1634 Siegfried Kolonich zu I^eva , 24. Mära
1625 Nicolaus Zrini, i3. September 1625 Franz Batthyäni
zu Szelnik) zeichnete sich der Todesfall des
Palatins Stamslans Thurzö am 1. May i625 , am
meisten durch seine Folgen aus. Der Hof, von Pa«-
mäny beralhen , gründete hierauf den Plan, einen
Reichstag nach Odenturg auf den
8. September 1O25 ^u berufen, daselbst den
Nicolaus Eszterhazi, einen Zögling der Jesuiten,
zum Palatin wählen zu lassen, und dann
auf die Anerkennung unti Krönung Ferdinands, des
ältesten, Sohnes des Königs Ferdinand II, zum künftigen
Thronfolger in Ungern zu dringen. Wie Bethleu
hierübsr denke, darüber sollte er durch Georg
HoszszütoÅNtti ausgehöhlt werden. Ferdinand II
zeigte durch HoszszütoÅNtti an, er sey gesonnen, in
Belhlens sieben Comiiaten Truppen anzuwerben, um
sie nach Deutschland wider die protestantischen Fürsten
zu führen. Übrigens sollte HoszszütoÅNtti ihn einladen,
den Reichstag durch Deputirte zu beschicken.
Bethlen antwortete in allem un^^emein will
fähi'ig: er selbst schickte «u Anfange Julius ibiS
den Kanzler Kamuihi, den Kämmerer Stephan Kovatsolzi,
den Franz Miko , den Capifän Quadt (der
aus den Diensten des Herzogs von Jägerndorf nach
dessen Tode in jene des Fürsten übergegangen war)
und seinen Leibarzt Sculteti zuerst nach Wien.
Fünf Wochen verweilte diese Gesandtschaft in
Neustadt; sie bat gerade um die jüngere
Prinzessin Cäcilie für Bethlen , erhielt aber
eine abschlägige Antwort , unter dem ostensiblen
höflichen Yorwande , dal's die jüngere Prinzessin
nicht vor der älteren weggegeben werden könne: in
der That aber mit der weitern vertraulichen Insinuation,
die Sache stofse sich an Religions- und andern
Rücksichten.
Auf diesen Fall einer geraden ab schlä gigen
Antwort hatte die Gesandtschaft schon ihre Befehle.
Sie bat und erhielt Pässe nach Berlin. Dort
sollte sie die Schwester des Churfürsten
Georg Wilhelm, Katharina, für Bethlcn
zur Frau begeliren. Für eine Ileirath mit diesem
Hause entschied den Bethlen seine Achtung gegen
Gustav Adolph und die Ahnung, dafs doch wohl
dieser noch das Haupt der Protestanten in Deutschland
werden dürfte. Auch Gustav Adolph hatte eine
Gattin aus diesem Hause. Entgegen entschied diese
Heirath Bethlens politisches System. Eine
Dynastie, ein blühendes Haus wollte er nunmehr
durch standhafte Verbindung mit den
Türken und mit den Protestanten in
Deutschland, aufdem Ruin des , wie er sich in
seinen spätem Depeschen im Tone des gekränkten
Ehrgeizes ausdrückte , spanischstolzen österreichischen
Hauses grün den. Ein Theil seiner Gesandtschaft,
besonders der Capitän Quadt, hatte ausdrückliehen
Auftrag, bey dieser Gelegenheit an allen in442
teressirten prolestanlischen Höfen zu beobachten,
wie weit ihre Rüstungen, und wohin ihre Plane gingen?
An Ort und Stelle sollten hier Verbindungen
angeknüpft werden, da der Weg über Konstantinopel
zu weitschichtig war.
Indessen ilofs der Ödenburger Reichstag so ziemlich
nach dem Wunsche des Hofes. Die königlichen
Propositionen gingen nur auf Erhaltung des Friedens
im Innern, auf verschärfte Strafen gegen
die Übertreter königlicher Befehle , auf das
Gräuz-Defensions-Wesen, auf Beschränkung aller
sowohl feindseligen als zu freundlichen Verhältnisse
mit den Türken, u. s. w. Man liefs sich die Stände
mit Beschwerden beschäftigen : als die Evangelischen
einige Religions-Beschwerden vorbrachten, zählte
man deren katholisclrer Seits £^uch eine Menge her.
Es ward endlich beliebt, man sollte beyderseits für
diefsmahl davon abstehen, und man gewann indessen
einzelne Gemüther, bis auch die Deputirten von
Croatien u. s. w. angekommen waren. Am 24- Octoher
1625 candidirte der Hof wie gewöhnlich vier
Candidaten, zwey Katholische und zwey Evangelische,
zum P a latinal- Am t. Nikolaus Eszterhäzy ward,
wie man wünschte mit i5o Stimmen gegen sechzig
erwählt. Da an dieser Probe der Hof sah , dafs
ihm die Mehrheit der Stimmen nicht mangele , so
liefs er die Stände sich weiter mit Gravaminibu» beschäftigen,
liefs diese durch den Palatin von hundert
Punkten auf sieben und zwanzig herunter setzen,
und gab in Rücksicht derselben eine willfährige Be--
solution. Es war nun kein Zweifel , dafs die Stände
in die Wahl des Thronfolgers einstimmen würden,
nur die Protestanten machten Miene , hiebey
ihren Cultus durch ein erneuertes Gesetz
zu sichern. Ihnen diefs zuzugestehen schien
(wie der apostolische Nuntius CaratTa, zu den Staats
ralhs -Verhandlungen gezogen, selbst anerkannte,
und in seiner Germania Sacra ausschwatzt) besonders
des fatalen Belhlen *) wegen unausweichlich.
Schon riethen einige, lieber den ganzen Gedanken
Ton Wahl und Krönung des Thronfolgers fahren zu
lassen. Man beliebte also endlich zwar nachzugeben,
aber Pazmäny sollte, wie gewöhnlich, eine Protestation
einlegen, und so dem alten und neuen
Könige einen Gewissens -Vorbehalt bereiten, um
nach Umständen das den Ketzern zu gebende Wort
brechen zu können. Die Sache der katholischen Re^
ligion , dals heifst eigentlich des Jesuilismus, könne
denn doch in noch gröfsere Gefahr gerathen, falls
Ferdinand II nach dem Schicksal der Sterblichen,
dafs auch noch Gesunde und Starke bald zu Bette
zu werfen veruHig, plötzlich stürbe, ohne dafs sein
Nachfolger gewählt und gekrönt wäre. Der Palatin
meinte geradeswegs , man. solle nur im Bekehren
Einzelner fortfahren**), denn wenn die Katholischen
die gewisse und überlegene Mehrheit auf dem Reichsr
tage hätten, lasse sich noch davon sprechen, die
ganze Gesetzgebung in Religionssachen zu ändern :
die adelichen Freyheiten aber , an denen auch die
Katholischen hingen , liefsen sich ohnehin nicht abschalTen.
j\ls die Sache öffentlich zur Sprache kam,
äufserten doch einige Deputirte, die Wahlfreyhel;
der Nation werde dadurch beschränkt , wenn die
Wahl allcmahl bey Lebzeiten der Regenten Statt
*) Fere slngulis annis a 1619 usijue ad pracsentem Hungaria
a Bethleno sühneta fuit. Caraffa«
**) Georg Zrini , Nikolaus Formats und Jakusith wurden
1625 kaiholisch , und Zrini liefs sogleich zwanzig
Prediger aus seinen Gütern wegjagen. Bald darauf
gingen auch Adam, und nach ihm Michael Thurzo,
Söhne des Palatios Stanislaus , zur katholischen y>\X'
«he über.
fände. Es ward ihoen (auf Anstiften des Spanischen
Gesandten *) geantwortet , viele hätten ja heincn
Anstand genommen, den Bethlen unrechtmäfsig bey
Lebzeiten des gekrönten Königes zu Avählen. Am
26. November 1625 ward der älteste Sohn des
Königs zum Thronfolger gewählt , am 27. November
stellte er das Versicherungs-Diplom in siebzehn
Punkten- aus **); am 28. Deceraber ward er gekrönt
***). Zum Judex Curiae ward ernannt Melchior
Allaghy, zu Kronhütern wurden gewählt, Johann
Palfii und Stephan Dötzi: am 11. Dezember
1625 ertheilte Ferdinand den Prälaten (weil sie sich
auf diesem Reichstage so sehr ausgezeichnet hatten)
das Recht , über die Hälfte ihres Mobiliar - Vermögens
zu testiren ; die andere Hälfte müfste für Seminarien
und Verbesserung der Pfarreyen hinterlegt
werden , alles jedoch nach Abzug von Begräbnifs-,
Dienerschaftskoslen und Schulden.
Aus den am 35. December sanctionirten Besohlüssen
dieses Reichstags merken wir
noch folgendes an. Der Artikel zwey und zwanzig
lautete : In Sachen ^der Religion wird beschlossen,
dafs der Artikel I, i6oö ante Coron. und die Bedingung
VI, bey Kraft bleibe. Die Pazmänysche
Prorestation mit Erneuerung aller vorigen ,' die
zu allen Zeiten und überall wider Religions-
*) Pray sagt gar , der Spanische Gesandte nahm das
Wort in der Reichs -Versammlung.
**) In der Conditio VI. stand freye Religions -Übung .
ohne Erwähnung der Kirchen.
***) Kazi sagt hiebey .• Novus palatinus {et ipse magnitudinis
suae conscius) controversiam de superiore loco
quae inter Pazmdnum et Thurzönem intercesserat , renovavit,
Katona läugnet diefs aufs äufserste Pazmäny
und Eszterhäzy hätten immer höchst einträchtig gehandelt:
Man habe diefsmahl ganz anders gesc
Freyheils -Artikel *) gemacht worden, ist (^atirtTom
12. December i635. In Rücksicht der Übertreter
iöniglicher Befehle (womit besonders auf Religions-
Befehle gezielt war) , blieb es bcy den schon bestehenden
Gesetzen vom Jahre i556 und i563. ÄlsSubsidium
von jeder Porta durch zwey Jahre wurden
jährlich drey Gulden, und ein Krönungs -Honorar
von einem Gulden bewilligt: dann aus dem eigenen
Beutel der Grundherrn ein Guldeu von jeder Porta
zu den Kosten der Kronbewahrung. Im Artikel XXXII
kömmt die klare Spur vor, dafs die wechselseitige
Isolirung der deutschen Erblande von den ungrischen
durch Zölle , hauptsächlich unter Ferdinand II eingeleitet
worden sey. Die Stände legten dagegen eine
unterthänige Bitte ein. Eben so mufste von Rcichstagswegen
die Prägung einer bessern Münze beschlossen
werden , auf welche dann die Herstellung
der alten Wohlfeilheit durch zweckmäfsige Vorkehrungen
erfolgen solle. Der Propst von Agram sollte
zum Reichstag berufen werden, und unter den Magnaten
seinen Sitz haben. (Der Ausdruck, Magnat,
ward allmählig gesetzlich kanonisirt. Bis jetzt gehörten
dazu: die Prälaten , Baronen, A'ie Comites perpetui
, die auch den Titel Cornes vor ihrem Nahmen
brauchten, und die sehrüberhand genommen hatten,
und dann alle zu königlichen Rälhen ernannte und
beeidigte Adeliche.) Dafs dieser Reichstag so ruhig
vorbeyging , darüber wurden in Wien eigene kirchliche
Danksagungen gefeyert.
Nun ging CS wieder über die Bekriegung der
*) In tarttuni in quarluni Romanne Kcclesiae Catholicfig
tjuovis modo prarjndiciosae esse (Uf;noscebanturt Man
niufste, sagt CaratTa , das Bekelirnngsvverk in Ungern
auch wegen Mangel an Priestern einstweilen einstellen,
denn man hatte für die katholischen Seelen nicht Pria*
stcr genug, und mufste Liccntiatos einführen.

Protestanten in Deutschland. Bethlcn gratulirte
dem Könige zu der Krönung seines Sohnes
(8. Januar iGsS), und schien blols mit seiner Hochzeit
beschäftigt; er hatte den Georg Rakotzi den altern,
den Michael Kärolyi, Franz Milu), Stephan
Kassai, nach Derlin geschieht, die Vermählung war
daselbst geschehen; die Braut erkrankte an. den Pocken
unterwegs zu Teschen, diel's verschob um etwas
die Hochzeit, die auf den 32. Februar 1626
festgesetzt war. Bethlen hatte den Thronfolger Ferdinand
zur glücklichen Wahl Glück gewünscht , und
den Kaiser und ihn zu seiner zu Kaschau zu haltenden
Hochzeit eingeladen. Anstatt des Kaisers erschien
demnach der Bischof Sennyei mit reichlichen
Geschenken; er mufste auch mit der Braut, jedoch
nur durch das Zwischcnmittel eines Tücheis, tanzen.
Auch Pazmäny war zur Hochzeit geladen.
Bethlen's Abgeordneter, der Capiiän Mathias
Quadt , hatte, laut neuerlicher Vollmacht von Bethlen,
dd. 18. April 1626 j sich indessen im Haag,
in Dänemark, in England umhergetrieben, und hatte
in deh Ton, der dort von der Intoleranz des Hauses
Österreich und von dem hinter demselben verborgenen
Plane der Universal -Monarchie herrschte,
eingestimmt*). Das Kesultat war, dafs, da Christian
IV, König von Dänemark, bestimmt warj die
Haupt - Armee wider Tilly zu commandiren , mit
Bethlen ein Vertrag geschlossen, und ihm
monathlich 40,000 Thaler auf die Dauer des Feldzuges
bewilligt wurden; davon sollte England
die Hallte , ein Viertel Dänemark , ein Viertel Holland
tragen. Ein eigenes Corps unter Mannsfeld und
*) Siatum Europae unius regnatricis domus astu arri'
bitioneque tarn variis casibus plenum , praeliis atrocem^
seditlonibus discordem , ipsa etiam pacc saevum^ So
sprach Quadt im Haag, nach Caraffa.







Uli lie. Am 3. Februar i643 hielt dieser sein Sohn
Hochzeit mit der Sophia Bäthori, aus welcher
Ehe der nachmahls so berüchtigte Franz liahotzi
erzeugt ward. Sophia Bäthori, zeither katholisch,
trat äufscriich zur reformirten Kirchen>Gemeinschafk
über.
Bey dieser Hochzeit scheint aU Ferdinandischer
Abgeordneter der Bischof Georg Ja kusith gewesen
zu seyn. Georg Räkötzi stellte demselben vor,
der Kaiser verschliesse sich durch seine Intoleranz
alle ergiebige Hülfe, die er aus Ungern wider die
Schweden beziehen könnte. Der Kaiser hätte nichts
anders zu thun , als den Keligions- Beschwerden abzuhelfen,
und namentlich alle seit i6ü8 abgenommenen
Kirchen zurückzustellen j dann würden die gesammten
Ungrischen Stände einhellig eine Armee wider
die Schweden aufstellen. Jakusith gab zur Antwort :
80 etwas zu thun, stehe nicht in des Kaisers Macht , er
würde dadurch die Rechte des katholischen Clerus
kränken *).
Alles diefs hätte den Bäkotzi noch nicht aufgebracht
, aber selbst sein Phlegma wich einem Pasquill,
dal's vorzüglich auf seine Gattin Susanna
Lörartdfi verfaCst wurde, und das damit anhob,
diese Frau aus Anlals ihres Namens, dessen erste
Sylbe ein Pferd bedeutet, mit einer Stutte zu vergleichen.
Räkötzi Wulste schon lange her nicht, wer denn
alle skandalöse Anekdoten ihn und sein Haus betreffend,
an den Palatin und an andere in Ungern so ileifsig
melde; jetzt glaubte er sicher erfahren zu haben,
diels thue der Jesuit Kaspar Raiki , den er mit andern
Jesuiten bisher aus Politik in Siebenbürgen geduldet
hatte, und dem er auch diefs Pasquill zuschrieb.
Raiki wufste durch Stephan Kassai den Verdacht
von sich ab, und auf andere zu werfen. Auf-
*) Katona XIII. p, aja,

Der Hof war froh über die Beendigung dieses
Reichstags, denn Wrangel hatte am 7. Julius 1647
Eger erobert. Ferdinand III schickte sich immer mehr
auch zur Schliefsungdes Reichs-Friedens
an. Es ist daher in den folgenden Jahren in und für
Ungern wenig wichtiges geschehen. Der Jesuilismus
verbreitete sich immer mehr; 1646 nisteten sich die
Jesuiten in Skalka bey Trentschin ***), im Jahre 1647
*) Lex SU in Codice , sed non in usu.
**) Bis zum Eckel uird jenes oft wioderhohlt , dafs das
Haus des Georg Thurzö in Wien seinen Erben in
Natura wiedergegeben, oder dessen Werth vergütet
werde. Auch 1649 Art. 97 kam es wieder vor.
•**) Ex hac rupe socii Trenchinium vehementius aspirabattt.
Kaii. In einer Synode vom Jahre 1647 licfscn
die Jesuiten erklären , sie seyen allerdings ächte
Glieder des Ungrischen Clcrus und Status «cdeslaiticus